Land Oberösterreich startet Kampagne gegen Hass im Netz

Die digitale Welt bietet viele Möglichkeiten. Und viele Gefahren. Gerade in den sozialen Netzwerken, oft unter dem Schutz der Anonymität, häufen sich die Fälle von Cybermobbing.

Kampagne gegen Hass im Netz bündelt Anlaufstellen für Betroffene

Da sich eine Vielzahl der Attacken gegen Frauen richten, startet das Frauenland Oberösterreich eine Kampagne zur Bewusstseinsbildung und zur besseren Information. Wir haben uns aber auch bewusst dafür entschieden, auch Männer mit einzubeziehen – denn Cybermobbing und Hass im Netz machen vor Geschlechtern nicht Halt. Es ist wichtig, mit dem Thema offen umzugehen und es offen anzusprechen. Die landesweite Social-Media- und Plakat-Kampagne steht unter den Schlagwörtern Cybermobbing sperrt aus. / Cybermobbing verletzt./ Cybermobbing kann töten. Wir wollen Information und Aufklärung rund um dieses Thema bieten und auch einen Beitrag zur Sensibilisierung leisten.

LH-Stv. Mag. Christine Haberlander

Da besonders Kinder und Jugendliche für das Thema sensibilisiert werden müssen, werden die Plakate auch über die Bildungsdirektion an die oberösterreichischen Schulen verschickt. Gleichzeitig gehen die Plakate auch an Bibliotheken, Jugendvereine und Jugendzentren sowie an die Frauenberatungsstellen des Landes Oberösterreich.

Wir wollen unter anderem die Lehrerinnen und Lehrer ganz bewusst noch einmal darauf aufmerksam machen, dass es wichtig ist, das Thema Cybermobbing und Hass im Netz regelmäßig im Unterricht zu thematisieren. Wir müssen die Jüngsten und Schwächsten in unserer Gesellschaft nicht nur in der realen Welt an die Hand nehmen, sondern wir müssen sie auch durch die digitale Welt begleiten.

LH-Stv. Mag. Christine Haberlander

Kinder- und Jugendanwaltschaft unterstützt auch in der digitalen Welt

„Kinder- und Jugendrechte gelten in allen Lebensbereichen, so auch im Internet. Das Handy ist fixer Bestandteil der Lebenswelt junger Menschen. Neben den vielen Chancen der Digitalisierung, gilt es auch über mögliche Gefährdungen aufzuklären: Von Cybermobbing über Grooming bis hin zu Hass-Postings. Die Vermittlung von digitaler Kompetenz muss daher von klein auf ein wesentlicher Bestandteil der Persönlichkeitsbildung sein, sowohl in den Familien als auch an Schulen“, so Winkler-Kirchberger.

 

Cybermobbing ist keine Kleinigkeit

Cybermobbing ist unter Kindern und Jugendlichen weit verbreitet. Laut Studien wird jede fünfte Schülerin/jeder fünfte Schüler gemobbt und ist damit wiederholter Aggression ausgesetzt, die von verbalen Beleidigungen, Demütigungen und Gerüchten über bloßstellende Fotos und Videos im Internet bis hin zu körperlicher Gewalt reichen kann. „Österreich liegt damit im europäischen Vergleich leider weit vorne“, sagt Winkler-Kirchberger.

Hinter jeder Zahl steht individuelles Leid. Das Fatale an Cybermobbing ist die Öffentlichkeit der Demütigung, es findet häufig vor einer großen Gruppe von Zuseherinnen und Zuseher und oft auch Mittäterinnen und Mittäter statt. Die mögliche Anonymität des Täters, die Unsichtbarkeit des Opfers (und somit die niedrigere Hemmschwelle), die rasche Verbreitung und ständige Erreichbarkeit sowie die manipulierbaren Instrumente (Videos, Bilder, Ton) gehören zur Dynamik. Cybermobbing kommt kaum isoliert vor: Über 90 Prozent der Betroffenen erleben auch Mobbing im realen Leben.

Eine Mobbingsituation ist ein klares Täter-Opfer-Verhältnis. Eine oder mehrere in der konkreten Situation überlegene Personen schikanieren und demütigen eine oder mehrere unterlegene Person/en. Das Ziel von Mobbing ist die soziale Ausgrenzung. Mobbing und Gewalt verursachen tiefes, nachhaltig wirkendes Leid. Das Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen wird zerstört. Mobbing isoliert Menschen und macht sie krank. Es kann bis zum Selbstmord und zu körperlicher Gewalt bis hin zu Mord führen. Und es hört nicht von selbst auf.

 

11 Schritte gegen Cybermobbing oder Hass im Netz

#1 - Nicht alles glauben!
Besonders extreme oder fragwürdige Aussagen sollten kritisch geprüft werden. Dazu nutzt man am besten verschiedene Medien und Suchmaschinen und vergleicht unterschiedliche Informationen.

#2 - Nicht mit machen!
Nicht jedes Posting muss tatsächlich geteilt werden, nur weil es wütend oder Angst macht. Sind Aussagen in einem Posting beleidigend oder herabwürdigend, sollte sachlich klar gestellt werden, dass Hasspostings nicht in Ordnung sind.

#3 - Privatsphäre schützen!
Eine richtige Nutzung der Privatsphäre-Einstellungen auf sozialen Netzwerken verhindert etwa, dass gänzlich Fremde ungefragt Kontakt aufnehmen oder auf nachteiligen Fotos verlinken können.

#4 - Persönliche Daten schützen!
Die Passwörter für Social Media Accounts sollten sorgfältig ausgewählt und an niemanden verraten werden.

#5 - Die Rechte kennen!
Niemand darf ohne Zustimmung Bilder von einem anderen Menschen ins Internet stellen, erst recht nicht, wenn sie peinlich oder demütigend sind. Auch Verspotten und Beleidigen im Netz ist verboten.

#6 - Nicht auf belästigende Nachrichten antworten!
Eine Reaktion auf die Nachricht ist oftmals genau das, was sich die Absenderin oder der Absender wünscht. Das stachelt die Aggression vielleicht weiter an.

#7 - Unerwünschte Absender blockieren!
Auf fast allen Websites und sozialen Medien können andere Nutzer blockiert werden. Zudem können Nicknames, Handy-Nummern oder Mail-Adressen geändert werden, um Belästigungen zu vermeiden.

#8 - Probleme melden!
Mit der Meldefunktion auf sozialen Netzwerken können die Betreiber der Website über anstößige Nachrichten oder Belästigungen informiert werden.

#9 - Beweise sicherstellen!
Verletzende oder beleidigende Nachrichten sollten dokumentiert werden, z.B. durch Screenshots. Sie können später das Cybermobbing beweisen.

#10 - Hilfe holen!
Alleine fühlt man sich schnell hilflos ausgeliefert. Unterstützung und Solidarität von Vertrauenspersonen (z.B. Freundinnen und Freunde, Kolleginnen und Kollegen, Lehrerinnen und Lehrer, Eltern) hilft, dieses Gefühl zu überwinden. Auch Beratungsstellen können helfen.

#11 - Anzeige erstatten!
Vorfälle, die strafbar sein könnten, können bei jeder Polizeidienststelle gemeldet werden.

 

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